Kalenderblätter für das Jahr 2004

Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – Deckblatt

Neukirchen — an der Kirche

Dieses Bild von ca. 1935 zeigt den Bereich des heutigen Jakobusplatzes, an dem sich heute die Bushaltestelle befindet. Im Vordergrund das alte Haus der Familie Offer. Hier stand die Wiege des heute am Gubisrather Weg befindlichen „Grünen Warenhauses“. Die Tor­einfahrt mit dem mittleren Haus gehört zum landwirtschaftlichen Betrieb Schotten. Das hin­tere Haus ist heute die Bäckerei Domgans. Unmittelbar daneben beginnt der alte Friedhof, der rund um die Kirche lag. Dies alles wird überragt durch den Kirchturm, der nach langem Ringen im Jahre 1844 errichtet wurde. Vorher war auch der Kirchturm als hölzerne Konstruktion wie das „Bimmchen“ über dem Chor auf dem Kirchendach errichtet. Im Kirchturm läutet heute noch eine alte Bronzeglocke aus dem Jahre 1429.

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Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – Januar

Jakobusplatz

In den 60ziger Jahren nimmt der Jakobusplatz, damals noch Kirchplatz genannt, allmählich seine heutige Gestalt an. Vorne rechts befand sich lange Jahre die Post. Die erste Poststelle wurde im April 1904 in Neukirchen eingerichtet, allerdings als Agentur beim Wirte Flock in der Roseller Straße. Der Haken, den die Straße noch um den alten Friedhof macht, würde heute sicherlich der Verkehrsberuhigung dienen. Heute haben wir dafür unsere Dorfampel. Bei der Einrichtung der „Kraftpostbus-Linie“ am 14. 12. 1924 war die Dorfhaltestelle bei der Post-Hilfs-Agentur in Neukirchen. Der Bus kündigte sich damals jeweils mit einem drei­fachen Hupen an. Die Dorfjugend nannte das Signal: „Strömt herbei!“

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Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – Februar

Brunnenstrasse

Dieses Bild führt uns rund 50 Jahre zurück. Die Brunnenstraße ist noch die Oberstraße und wird von den für Neukirchen typischen Häusern gerahmt. Diese Bauweise nennt man „Winkelhof“, weil die landwirtschaftlichen Nebengebäude im hinteren Teil des Grund­stückes im rechten Winkel zum Wohnhaus gebaut wurden. Bis etwa 1850 wurde das gesamte Abwasser des Dorfes über einen in der Brunnenstraße liegenden, offenen Graben geführt. Dadurch war die Verbreitung von Seuchen ein häufiges Problem im Dorf, worun­ter nicht nur die Bewohner, sondern auch das Vieh litt. Auf eine solche Seuche hin entstand vor mehr als 300 Jahren die noch heute übliche Wallfahrt nach Bergheim.

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Bildquelle: Fam. Linzbach

Kalender 2004 – März

Bei der Feldarbeit

Dass die Arbeit auf dem Feld, hier eine zweispännige Egge auf dem Horrer Feld, harte Knochenarbeit war, lässt dieses Foto kaum erahnen. Immerhin sind hier schon zwei Pferde im Einsatz, die meisten Bauern hatten nur ein einziges Pferd im Stall. Für die Feldarbeit wurden in den älteren Zeiten meist nur Ochsen genommen. Die Fläche, die ein Bauer mit dem Ochsen an einem Vormittag bearbeiten konnte, nannte man „einen Morgen“. Die Größe des „Morgens“ hängt natürlich stark von der Bodenbeschaffenheit ab. Der bei uns übliche „Kölner Morgen“ war etwas über 3.000 Quadratmeter groß.

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Bildquelle: Wiltsch

Kalender 2004 – April

Blitzender Chrome

Mit sichtlichem Stolz präsentiert Engelbert Hecker uns sein chromblitzendes Motorrad. Beim damaligen Verkehr konnte er sich noch gemütlich mitten auf der Fahrbahn der Hülch-rather Straße postieren, die Bahnbrücke, die damals noch den Ortseingang prägte, gibt einen würdigen Rahmen. Welches flotte Mädel er wohl anschließend mit auf seine Tour nach Köln nahm?

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Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – Mai

Roseller Strasse

Auch die Roseller Straße hat ihr Gesicht in den letzten 50 Jahren deutlich verändert. Wo rechts der alte herrschaftliche Hof noch behäbig die Schützen auf ihrem Weg zum Rathhaus grüßt, befinden sich heute Mietshäuser, die schmale Straße ist ausgebaut, die Ställe und das Gehöft vor der Kirche sind verschwunden, dafür konnte die scharfe Kurve zum Jakobusplatz hin entschärft werden. Mit der Sparkasse, der Apotheke, dem Kiosk und dem Rathausgrill hat sich dieser Teil der Roseller Straße inzwischen zu einem kleinen Zentrum des Dorfes entwickelt, in dem als konstanter Orientierungspunkt der Gasthof Wirtz „Zum alten Brau­haus“ noch unverändert steht.

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Bildquelle: E. Anderhalden

Kalender 2004 – Juni

Einschulung 1944

Bei der hier abgebildeten kleinen Klasse mit 38 Schülern sieht man den Ernst des Tages deutlich in den Gesichtern. Der ein oder andere wird sich wiedererkennen! Die Schule in Neukirchen stand ursprünglich dort, wo heute die Volksbank steht. Mehr oder weniger ununterbrochen besteht diese Einrichtung seit etwa 1720, nachdem ein erster Versuch, eine Schule einzurichten, um 1690 gescheitert war. Die reichen Bauern hatten vorher ihren Kindern Privatlehrer engagiert, seit etwa 1610 bestand auch die Möglichkeit, die Kinder nach Hülchrath zur Schule zu schicken. Entlassen wurden die Kinder dann mit dem 14. Lebensjahr, egal wie gut sie waren.

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Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – Juli

Schloß Hülchrath

Zwei Glockentürme gaben früher den Ton an: Der Kirchturm von Neukirchen kündete von Freud und Leid und rief zum Gottesdienst in der Pfarre, zu der auch Hülchrath gehörte, wäh­rend der Glockenturm vom Hülchrather Schloss auch die Neukircher zum Gericht rief. Bei den alljährlichen Hauptgerichtstagen des „Dingstuhls Hülchrath“ mussten alle Einwohner der Pfarren Neukirchen, Norf, Rosellen und Nievenheim sowie zahlreiche Hoistener Pfarrangehörige auf dem Platz am Schloss Hülchrath erscheinen. Bei den wöchentlichen Gerichtsterminen mussten jedoch nur die am Verfahren Beteiligten erscheinen, wobei der Angeklagte in aller Regel vorher im Schloss Hülchrath eingelocht wurde. Im Falle eines Todesurteils wurde er dann durch das Dorf Neukirchen bis zum Richtplatz in der Nähe des Pfannenschuppens geführt.

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Bildquelle: Fam. Nickele

Kalender 2004 – August

Achtung Foto! Nicht bewegen!!

Ein Fototermin, so wie hier bei der Familie Paulussen, war vor dem ersten Weltkrieg noch eine gewaltige Sache. Musste man doch recht lange still und unbeweglich stehen, bis das Foto endlich im Kasten war. Das alte Haus steht im übrigen heute noch an der Hülchrather Straße, es beherbergt das Blumengeschäft Nickele. Allerdings hat es durch eine Verklin-kerung und vergrößerte Fenster das Aussehen stark verändert, und die Nebengebäude sind dem Kundenparkplatz gewichen. Der Typus des frei stehenden Hoftores mit eigener Über­dachung ist heute leider aus Neukirchen vollständig verschwunden. So wie hier noch auf dem Foto haben früher die allermeisten Hofeinfahrten ausgesehen, anders als etwa im Jülischen, wo über dem Hoftor meist die Gesindekammer gebaut war.

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Bildquelle: H. J. Kruppa

Kalender 2004 – September

Die alte Pfarrkirche

Die alte Pfarrkirche „St. Jakobus der Ältere“ gab, als sie zum ersten Mal errichtet wurde, unserem Dorf den Namen. Das mag schon weit über tausend Jahre her sein. Im 11. Jahrhundert wird Neukirchen erstmalig erwähnt, und Reste des romanischen Baues sind noch im Kern enthalten. Zwei große Umbauphasen haben zum heutigen Bild wesentlich beigetragen. Vor rund 300 Jahren wurden die Seitenschiffe und der heutige Chorraum mit der alten Sakristei angebaut, und vor gut 150 Jahren wurde die Kirche verlängert und der heutige Turm errichtet. 1960 wurde dann auf dem alten Friedhof, der die Kirche umgab, das Kriegsopferdenkmal errichtet. An den alten Friedhof erinnern nur noch die alten Grabkreuze am Weg, der rund um die Kirche angelegt wurde.

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Bildquelle: Fam. Linzbach

Kalender 2004 – Oktober

Haus Horr 1911

Der Fotograf war wohl von dem Eindruck, den das „Neukircher Schloss“ machte, so ver­wirrt, dass er sich nicht richtig entscheiden konnte, ob er nun das Haus, die Gesamtanlage oder die Familie ablichten sollte. Wenn man das Haus, das im Wesentlichen zum Unesco-Kulturerbe „Schloss Falkenlust“ in Brühl baugleich ist, heute betrachtet, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Unterschied fällt erst auf, wenn man die moderne Landwirtschaft betrachtet, die statt Mensch und Tier heute Technik einsetzt. Auch das Wirtschaftsjahr endet nicht mehr am 30. Oktober, die Finanzämter haben auch der Land­wirtschaft das Kalenderjahr gebracht.

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Bildquelle: Volksbank

Kalender 2004 – November

Haus Horr 1911

Beim Schmied war immer viel los. Jedes Dorf hatte seine eigene Schmiede, denn nicht nur die Pferde brauchten Hufeisen und die Pflüge benötigten Pflugscharen, der Schmied liefer­te auch Nägel aller Art, schmiedete Fenster- und Türbeschläge und konnte natürlich auch sonst gut zupacken. Auf diesem Foto sehen wir den Dorfschmied Bartholomäus Neukirchen.

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Bildquelle: Chr. Wiltsch

Kalender 2004 – Dezember

Dorfschänke – Joseph Hecker

Dort, wo heute das Hotel Stenbrock „Zum guten Tröpfchen“ steht, stand bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg dieser Gasthof mit Landwirtschaft. Er trug (seit etwa 1600 nachweisbar) den Namen „Lindenhof“. Hier hatte auch eine kurze Zeit die „Raiffeisenkasse Neukirchen“ ihr Domizil. Im zweiten Weltkrieg wurde der Stall des Hofes schwer getroffen, das ganze Vieh starb qualvoll in den Trümmern. Die Nachfolge der Landwirtschaft trat der von Winand Hecker gegründete Mühlenhof am Dorfende an, der heute auch schon Geschichte ist.