Kalenderblätter für das Jahr 2012

00 - Hülchrath Schlossruine1907
Bildquelle: E. Wirtz

Kalender 2012 – Deckblatt

Wer weiß, wann das hier als Ruine dargestellte Hülchrather Schloß wieder aufgebaut wurde?

ohne zusätzlichen Text

01 - Mühlrath 1925 Goldhochzeit Bremenkamp - Anna als Blumenmädchen
Bildquelle: Familie Busch / Text Dr. Chr. Wiltsch u. U. Quack

Kalender 2012 – Januar

Goldhochzeit Bremenkamp in Mühlrath

Das Foto zeigt bei der Feier im Jahr 1925 das Goldhochzeitspaar sitzend und die Gäste stehend. Der Hof am Kottenkamp bzw. der K33 (von Neubrück kommend auf der rechten Straßenseite) gehört zu den fünf ältesten Höfen in Mühlrath, die sich als „uff ’m Ulenrath“ schon vor 400 Jahren nachweisen ließen. Durch Herüberziehen des „m“ zu den „Ulen“ (Eulen) entstand der heutige Name Mühlrath, der um 1800 noch Muhlenrath geschrieben wurde. Der Straßenname leitet sich von einem kelto-fränkischen Kot-s-busch ab, also Waldesbusch.

Mit steigender Lebenserwartung im 19. Jahrhundert wurden Feste wie Goldhochzeiten immer öfter möglich. Sie wurden dann von der gesamten Dorfgemeinschaft begangen. Die Festfolge wurde meist vom Dorflehrer und Pfarrer überlegt, das Festprogramm wurde mit Vorträgen von oft selbst verfassten Gedichten, Vorträgen aus bekannten Werken, Musik und einem opulenten Festschmaus ausgestaltet. Das Wohnhaus und die Straße, an der das Jubelpaar wohnte, wurden geschmückt wie die Residenz des Schützenkönigs.

Das Foto gelangte über die Tochter des rechts vom Goldhochzeitspaar Bremenkamp stehenden Blumenmädchen Anna Dahmen zu uns, die bei der Goldhochzeit ein Gedicht vorgetragen hat.

02 - Neuss Hafen (Poststempel 1918)

Bildquelle: U. Quack  / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – Februar

Hafen in Neuss

Für die Dörfer rund um Neukirchen und Hülchrath war Neuss immer nur „die Stadt.“ Neuss war der zentrale Markt, wohin die Produkte der Äcker, aber auch der Webstühle, abgesetzt werden konnten, und in der man sich mit der neuesten Mode und Technik versorgen konnte. Schon 1096 heißt es zum Johannesmarkt, einem der größten Markttage im alten Neuss: „… und weil viel Volk von den umliegenden Dörfern in der Stadt weilte…“ Für den Handel war der Hafen die wichtigste Einrichtung. Kamen doch über den Rhein Nahrungsmittel und Textilien aus Holland, Wein von Ahr und Mosel, aber auch Grab- und Mühlsteine vom Rheintal. Ab dem 16. Jahrhundert verlandete jedoch der Hafen mehr und mehr. Erst als Industriehafen konnte er im 19. Jahrhundert wieder belebt werden. Nun fanden hier zunehmend auch Neukircher eine Arbeit.

03 - Schmiede Schillings Münchrath Pferdepflug (DG Hülchrath)
Bildquelle: Dorfgemeinschaft Hülchrath / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – März

Schmiede Schillings in Münchrath

Die Verarbeitung von Eisen war eine sehr wichtige Möglichkeit, Werkzeuge und Geräte zu schaffen, die die alltägliche Arbeit erheblich erleichterten. So gab es in allen größeren Dörfern eine Schmiede, wie hier in Münchrath. Auf dem Hof sehen wir einige Erzeugnisse aus Eisen, deren Reparatur und Wartung dem Dorfschmied oblag. Klassisch die beiden Wagenräder im Hintergrund. Hier nutzen vor allem die eisernen Reifen schnell ab. Auch zu den Klassikern gehört der einscharige „Hongsploog“, der von Ochse -später auch Pferd- gezogen „der Pflug“ schlechthin im Rheinland war. Wir sehen ihn links vor dem Fahrrad. Im Vordergrund sehen wir eine Sonderkonstruktion: einen zweischarigen Pflug für zwei Pferde. Dahinter, auf die Seite gekippt, liegt ein weiteres Gestell mit zwei Rädern, wahrscheinlich auch ein Rahmen für einen zweischarigen Pflug. Der Radfahrer dürfte nicht zu den aktuellen Kunden des Schmiedes gehört haben, ein potentieller Kunde war er jedoch allemal.

04 - Messdiener Weisser Sonntag 1951 (Josef Hinzen)
Bildquelle: Josef Hinzen

Kalender 2012 – April

Messdiener am Weissen Sontag 1951

1. Reihe von links:

Willi Marx, H.Josef Raths, Josef Dahmen

2. Reihe von links

Peter Schmitz, Josef Hinzen, Hermann-Josef Hansen, Johannes Kreuels, Heinz Josef Schotten, Peter Lehnen

3. Reihe von links:

Kichenschweizer Alois Wirtz vom Bilderstöckchen, Hermann Bers, Heinz Schlupp, Willi Stammen, Kaplan Everhard Schiffer

05a-Schuetzenzug vor Krieg (Loni Lange)
Bildquelle: Dorfgemeinschaft Hülchrath / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – Mai

Schützenzug in Neukirchen vor dem zweiten Weltkrieg, ca. 1938

Als Zugführer sehen wir Franz Kromeich, dahinter kommt mit Fahne Willi Clemens, der langjährige Oberst nach dem Zweiten Weltkrieg; links davon wurde August Hamacher erkannt, rechts davon Barthel Neukirchen; in der zweiten Reihe sieht man von links nach rechts Heinrich Schotten und Franz Domgans.

06 - Rot Kreuz Lehrgang auf Schloss H (DG Hülchrath) s Anl
Bildquelle: Dorfgemeinschaft Hülchrath / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – Juni

Teilnehmerinnen eines Lehrganges für Rotkreuzschwestern auf Schloss Hülchrath

Nachdem das Schloss Hülchrath zunächst einer Landwirtschaftsschule zur Verfügung stand, übernahmen in der NS-Zeit diverse Organisationen die Bewirtschaftung der Anlage, zuletzt die Organisation Werwolf, die Partisanen ausbildete, die hinter der Front tätig werden sollten. Mit der zunehmenden Kriegsnot fanden immer häufiger auch Rot-Kreuz-Kurse im Schloss statt. In der Gemeinde Neukirchen wurde sogar eine Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes gegründet, die aber wieder einging. Auf dem Foto von etwa 1942 erkennen wir

unten von links nach rechts: Maria Adolphs aus Neukirchen, Maria Kindgen, Käthe Jung aus Hülchrath, Gertrud Seekirchen aus Münchrath, Elisabeth Gieß-Aretz aus Hülchrath, Veronika Zaun aus Münchrath

oben als zweite von links die Kursleiterin, Frau Driesen, sowie rechts außen Johanna Hein und Maria Schenkel aus Hülchrath.

07 - Kirchendacherhöhung 950001
Bildquelle: Fotoarchiv Kruppa / Text: Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – Juli

Erhöhung des Dachstuhl der Neukirchener Pfarrkirche

Durch einen Bombentreffer mit Brand in Mitleidenschaft gezogen wurde eine Sanierung der Jakobuskirche unumgänglich. Aus Kostengründen entschied man sich für eine ungewöhnliche Lösung: Dach auf Dach. Dadurch konnte nicht nur die kirchliche Nutzung ungestört weiter gehen, sondern auch ein Teil des alten Tragwerkes weiter genutzt werden. Allerdings traten dadurch auch neue Probleme auf, so dass inzwischen dieses Dach schon selbst wieder Geschichte ist.

08 - Lebnensmittel Antonia Hinzen Anf 60erJahre (Froese)
Bildquelle: Froese / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – August

Lebensmittelgeschäft von Antonia Hinzen (Ackerstraße), Anfang der 60er Jahre

Baute bis zum zweiten Weltkrieg jeder seine Nahrungsmittel im eigenen Garten an, so änderte sich die Struktur des Dorfes grundlegend durch den Zuzug Ostdeutscher ab 1946. Es entstanden nun auch in den neuen Siedlungen auf der „grünen Wiese“ Läden, die in wohlsortierten Regalen alle guten Dinge des täglichen Bedarfs feilboten. Diese Lädchen bestachen auch durch die qualifizierte Beratung in Person der Ladeninhaber. Dadurch stets am Puls der Zeit, wurde auf Anfrage alles beschafft. Nach und nach schlossen sie sich zu Handelsketten zusammen. Jedoch konnten die meisten Läden auf Dauer nicht bestehen, da die Verkaufsfläche nicht ausreichend war, um ein Vollsortiment aufzunehmen, wie es die anspruchsvoller werdende Kundschaft erwartete.

09 - 0015 Pützhoven0001bearbeitet
Bildquelle: Pützhoven / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – September

Beim Einfahren von Getreide

Die härteste Zeit im Jahr war die Erntezeit. Auf den hochwertigen Bördeböden, deren Ertragswerte rund um Neukirchen mit 92 Punkten (von theoretisch 100 für den besten Ackerboden) zu den besten Böden in Deutschland gehören, gediehen alle Getreidearten exzellent. Da Getreide jedoch trocken geerntet werden muss, findet diese Arbeit, die lange Zeit reine Handarbeit war, besonders im heißen Sommer statt. Bei uns war dabei die Weizenernte quasi das Barrometer. Wenn der letzte Wagen mit Weizen eingefahren wurde, wurde er festlich geschmückt und mit einem Maien bekrönt. Das nannte man „Maie infahre.“ Das geschah mit zahlreichen Umwegen, wobei jedes Mal ein wenig „getankt“ wurde. An diesem Tag durfte der Bauer keinen Knecht wegen Trunkenheit entlassen. Anschließend gab es ein Festmahl, das der Bauer zu spendieren hatte, welches man „Beu-Afwäsch“ (Ernte-Abwasch) nannte. Der Schluss der Weizenernte war meist Mitte August. Nach der Weizenernte ging die sonstige Ernte jedoch noch eine Weile weiter. Diese Zeit wurde dann durch die Kirmesfeiern unterbrochen, die meist in Erntefesten ihren Ursprung haben. Die Neukircher und Hülchrather Kirmes fand am Sonntag nach Johannes Enthauptung (29. August) statt, später am 1. Sonntag im September.

10 - Beerdigung Pfeiffer am Jakobusplatz hinten Pfarrhaus links abgerissene Häuser (Fam Hans Pfeiffer)
Bildquelle: Fam. Hans Pfeiffer / Text: Dr. Chr. Wiltsch u. U. Quack

Kalender 2012 – Oktober

Letztes Geleit (ca. 1939/1944)

Seit der Verlegung des Friedhofes an seinen heutigen Platz um 1939 fand nach dem Trauergottesdienst das letzte Geleit über die Dorfstraße statt, die im unteren Bereich früher auch Friedhofstraße hieß. Hier sieht man den Trauerzug am Anfang der Brunnenstraße. An Stelle der beiden Torbögen befindet sich die Metzgerei Rütten. Das kleine Haus in der Mitte ist seit einem Umbau kaum noch wieder zu erkennen. Dort war der frühere Gemeinderentmeister („Stadtkämmerer“) Martin Domgans ansässig. Das Haus links wurde abgebrochen und durch einen moderneren Zweckbau ersetzt. Rechts, aber nicht im Bild, ist noch heute der Schustereibetrieb Kreuels.

06b - Reitergruppe(Hintzen)
Bildquelle: Archiv Rhein Kreis Neuss / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – November

Verwegene Reiter

11R - Speck 19120002
Bildquelle: Fotoarchiv Kruppa / Text Dr. Chr. Wiltsch

Kalender 2012 – Dezember

Gruss aus Speck

So wie moderne Gemeinden stolz ihre Autobahnabfahrt anpreisen, wurde Speck durch den Bau der Provinzialstraße um 1845 von Neuss nach Bergheim, heute B 477, an die große weite Welt angeschlossen. Der Bach (Gillbach), der die Gemeinde Neukirchen-Hülchrath auf der rechten Bildhälfte von der Gemeinde Hoisten-Weckhoven links im Bild trennt, wird durch eine moderne, feste und gemauerte Brücke überwunden. Dieses Bild wurde offenbar im Winter aufgenommen, wie man an den laubfreien Bäumen sowie dem festgefahrenen Schnee auf der Straße und der weißen Pracht an der Böschung des Straßendammes erkennen kann. Als Postkarte wurde das hier vorliegende Motiv im Oktober 1912 versandt.